Non-Stop Service mit Condor: Atlantiküberquerung mit der 767-300ER


So nur in X-Plane möglich: Mit der 767 von Frankfurt nach Texas


Es ist ein Luxusproblem. Aber viele Flugsimulanten stehen vor einem Dilemma: Mit Prepar3D v4 und X-Plane 11 gibt es mittlerweile zwei moderne 64 Bit Simulatorplattformen, die durchaus vergleichbar sind und sich nur in Nuancen unterscheiden. Doch die wenigsten PC-Flieger haben Zeit und Muse, sich mit zwei Simulationen auseinanderzusetzen, zumal schon die Wartung und Instandhaltung eines einzigen Flugsimulators mehr als genug Zeit kostet. Die meisten werden sich also schlussendlich für eines der beiden Systeme entscheiden und damit auch für ein Ökosystem von Zusatzsoftware, das nur entweder auf dem einen oder dem anderen Simulator lauffähig ist.

Der Nachteil: Nicht alle Add-Ons sind für beide Plattformen verfügbar, oder zumindest nicht in vergleichbarer Qualität. Zwar bietet Prepar3D ein deutlich breiteres Spektrum an Zusatzfliegern und -szenerien als X-Plane, aber Lücken gibt es durchaus. Und die können schwer wiegen. So gibt es für Prepar3D keine qualitativ hochwertigen und dem Stand der Technik entsprechenden Umsetzungen der Boeing 757 und 767. Für X-Plane jedoch gilt das nicht: Hier bietet FlightFactor mit der „Boeing 757 version 2 Professional“ und der „Boeing 767-300 ER Professional“ Zusatzsoftware fast auf PMDG Niveau.

Dies und der Umstand, dass ich vor kurzem selbst mit einer Condor Boeing 767-300ER von Frankfurt nach Austin, Texas unterwegs war, sind Grund genug, uns einmal diesen Flieger und die Flughafenszenerie für Austin-Bergstrom International von airportech etwas genauer anzusehen. Denn dieser Flug ist ein Paradebeispiel für unser eingangs erwähntes Dilemma: Mit Prepar3D lässt sich diese Verbindung schlicht nicht realistisch nachstellen. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es allerdings auch bei dieser Variante: Für X-Plane gibt es (noch) keine hochwertige Frankfurt Szenerie. Doch hier verspricht Aerosoft bald Abhilfe, dem Vernehmen nach arbeitet man bereits an einer Version des Mega Airport für X-Plane 11.

Auf nach Austin. Unser Abfluggate in Frankfurt ist C6. Leider noch vom X-Plane Standardflughafen.
Download und Installation sind X-Plane typisch vollkommen problemlos. Installer gibt es hier nicht, man kopiert die heruntergeladenen Dateien schlicht in den /aircraft Ordner des X-Plane 11 Hauptverzeichnisses, startet den Simulator und legt los. Zu empfehlen sind für uns Europäer ebenfalls die Europe Livery Packs 1-3. Alternativ gibt es natürlich auch kostenlose Bemalungen im x-plane.org Forum.

Einmal im Cockpit, fällt der Einstieg sehr leicht, da ich vorher schon die Flightfactor Boeing 757 geflogen bin. Beide Flugzeuge verfügen über das gleiche Cockpitlayout und ähnliche Flugzeugsysteme. Das erleichtert auch in der Realität den Umstieg, da Piloten mit einem Typerating für die 757 auch die 767 (und umgekehrt) ohne zusätzliches Training fliegen dürfen. Aber auch jeder andere, der mit einem Boeing Cockpit vertraut ist, wird sich schnell zurecht finden. Hilfreich sind hier auch die Checklisten. Diese kann man als normale Checklisten benutzen oder auch in einem automatisierten Modus. Dann weist einem die Simulation den Weg zu allen Knöpfen oder Systemen, die bedient werden wollen – oder macht es gleich voll automatisch – was natürlich kein seriöser Flugsimulant je tun würde.

Im Cockpit merkt man sofort, dass man es mit einer ernsthaften Simulation zu tun hat. (Fast) alle Knöpfe und Systeme funktionieren wie im realen Vorbild der 767. Demzufolge kann man den Flieger auch mit Hilfe des (beiliegenden) Flight Crew Operating Manuals (FCOM) bedienen und wird selten über Dinge stolpern, die in der Simulation nicht umgesetzt sind. Davon ausgenommen sind Notfallprozeduren, die die FlightFactor Boeing 767 nicht simuliert. Interessant wird die 767 im übrigen durch einen Mix aus alten und neuen Systemen. Zwar kann man das Cockpit guten Gewissens als Glascockpit bezeichnen, einige Instrumente sind jedoch noch gute alte Analog Rundinstrumente. Dazu zählen vor allem Höhenmesser, Vertical Speed Anzeige und Barometer, die es nur in analoger Ausführung gibt. Wer daran nicht gewöhnt ist oder das FCOM nicht studiert, kann schon mal minutenlang nach einer Einstellmöglichkeit für die Minimum Descent Altitude (MDA) suchen. Aber genau diese Mischung macht zumindest in meinen Augen den Reiz gegenüber hochmodernen Glascockpits aus.

Verlässt man das Flightdeck und begibt sich auf seine obligatorische Außeninspektion bemerkt man sofort den Unterschied zwischen der 757 und der 767, auch wenn sie ihre Verwandtschaft kaum leugnen können. Der Rumpf der 767 ist wesentlich breiter, daher auch der Begriff „wide body“ wohingegen die 757-200 zu den „narrow bodies“ zählt.

Die 767-300ER am Gate in Austin.
Die ausladenden Abmessungen erlauben der 767-300ER je nach Bestuhlung zwischen 210 und 260 Passagiere zu transportieren. Die 757 begnügt sich mit ungefähr 200 (in einer Kabine mit zwei Klassen). Der wesentliche Unterschied ist allerdings die Reichweite. Ist bei der 757-200 nach reichlich 7000 Kilometern Schluss, kommt die 767-300ER auf über 11000 Kilometer was sie für non-stop Langstreckenflüge prädestiniert. Trotz ihres Alters – die 767-300ER wurde 1988 das erste Mal in Dienst gestellt – erfreut sich dieser Flieger nach wie vor großer Beliebtheit. Mit 583 bestellten und ausgelieferten Exemplaren ist sie mit Abstand die meistverkaufte 767 Variante. Bei der Condor ist sie der einzige Flugzeugtyp für die Langstrecke.

Im Simulator gestaltet sich die Reise von Frankfurt nach Austin mit dieser Maschine mindestens genauso angenehm wie in der Realität. Auch die Geräusche des Flugzeugs wirken sehr authentisch. Allerdings beschränkt sich die Triebwerksauswahl (noch) auf die Pratt & Whitney Versionen. General Electric und Rolls Royce sollen folgen. Die Performance kann nur als ausgezeichnet bezeichnet werden, die Bildwiederholrate ist in jeder Situation erstklassig. Das liegt sicherlich auch daran, dass X-Plane (im Gegensatz zu Prepar3D) fast idealtypisch alle Prozessorkerne und -threads ausnutzt.

Die Flugphysik ist X-Plane typisch gewöhnungsbedürftig, da sehr empfindlich. Nichts desto trotz lässt sich die 767 auch sehr gut von Hand fliegen. Man hat dabei jederzeit das Gefühl, die Maschine zu beherrschen. Der Autopilot ist ebenfalls sehr gut umgesetzt, von raketenhaften Climbs oder Descents bleibt man verschont und auch Kursänderungen befolgt der Autopilot bestimmt aber dennoch angenehm kultiviert. Der Localizer wird perfekt eingefangen, kein ungebührliches Überschießen und nachträgliches Korrigieren. Auch eine manuelle Landung gelingt beim ersten Mal – was beileibe nicht selbstverständlich ist – jedenfalls nicht in X-Plane.

In Austin angekommen erwartet uns ein in warmes Abendlicht getauchter Flughafen der texanischen Hauptstadt. Bei 34 Grad Außentemperatur am Abend kann man die Hitze auch im Simulator fast spüren. Die Nachbeleuchtung der Add-On Szenerie von „airportech“ ist über jeden Zweifel erhaben. Auch die Performance passt. Der Flughafen ist sehr detailliert modelliert, auch das große Parkhaus und die Zufahrtstraßen, sowie das fast als Wahrzeichen geltende Airport Hilton sind umgesetzt.

Dank Autogate Plugin fahren auch die Jetways ans Flugzeug heran. Der Bodenverkehr sollte theoretisch animiert sein. Leider ließ er sich bei mir nicht zur Bewegung verleiten. Als Ausgleich sind jede Menge statische Bodenfahrzeuge vorhanden, so dass der Flughafen nicht leblos wirkt. Glasflächen des Terminals sind zwar nicht transparent aber mit Fototapete beklebt, die dem geneigten Hobbypiloten recht realistisch das Interieur vorgaukelt. Neben dem Hauptterminal sind auch alle anderen wichtigen Gebäude modelliert, Hangartore öffnen sich sogar wie von Zauberhand.

Also parken wir unsere 767-300ER wie in der Realität an Gate 3 und entlassen unsere Passagiere in die heiße texanische Nacht. Die nächste Crew steht schon bereit für den Rückflug nach Frankfurt. Doch für uns heißt es erstmal gründlich ausschlafen in Austin.

 

Erhältlich sind die FlightFactor Boeing 767-300ER Professional für 64,95 US-Dollar und „KAUS – Austin, TX International“ für 19,95 US-Dollar im x-plane.org Store.

Hier könnt ihr auch noch einmal meinen ausführlichen X-Plane 11 Test inklusive der FlightFactor Boeing 757 v2 Professional nachlesen:

X-Plane 11 Test Teil 1

X-Plane 11 Test Teil 2 inklusive Boeing 757

4 Replies to “Im Test: FlightFactor Boeing 767 Professional und airportech Austin-Bergstrom International”

  1. Fliegst du die Distanzen in Realtime? Ich vermisse so sinnvolle Sachen wie Sprünge bei Qualitywings oder Zeitraffer wie bei PMDG

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