Auch wenn der Name eine Wortschlange der besonderen Art ist, und man der Marketingabteilung von Thrustmaster mithin keinen Mangel an Mut zur Länge zum Vorwurf machen kann, wird der Produktname dem Umfang seiner Funktionen durchaus gerecht. Kombiniert das neue „Thrustmaster TCA Captain Pack Airbus Edition“ Paket des französischen Spielezubehörherstellers doch die wesentlichen Zutaten für einen erfolgreichen, virtuellen Ausflug im Airbus: Sidestick, Schubhebelquadrant sowie je einen Block für Lande- und Störklappenhebel. Garniert wird das Ganze mit Schaltern und Knöpfen für die wichtigsten Funktionen, die sich im echten Airbus vor allem auf dem Pedestal bedienen lassen.

Worin liegt nun aber der Vorteil eines Joysticks, der speziell für einen einzigen Flugzeugtypen geeignet ist? Die meisten virtuellen Hobbypiloten werden sicher nicht nur mit einem Airbus unterwegs sein, sondern auch mit anderem Dickblech vom Schlage einer Boeing oder auch mal mit einer Cessna. Für diese Flugzeugtypen ist das Airbus Paket nur bedingt geeignet, und im Fall der Cessna mindestens absoluter Overkill.

Zur Wahrheit der Flugsimulation gehört jedoch, dass man sich im Laufe der Zeit auf ein spezielles Flugzeugmuster mehr oder weniger spezialisiert. Auch wenn es mittlerweile eine ungeheure Auswahl guter bis sehr guter Umsetzungen aller möglichen Flugzeuge im Simulator gibt, vom Airliner bis zur kleinen Propellermaschine, ist doch die Mehrzahl entweder mit einer Boeing oder einem Airbus unterwegs. Auf den Online Netzwerken VATSIM und IVAO kann man deutlich sehen, dass nahezu alle Onlineflieger mit einem Muster eines der beiden Hersteller unterwegs sind. Und so wird irgendwann die Zeit kommen, in der man sich für die Bedienung seines Lieblingsfliegers auch den passenden Joystick wünscht, von dem die wichtigsten Funktionen direkt, also fast wie im echten Flieger abgebildet werden.

Nun könnte man natürlich auf die Idee kommen, dass die meisten Hobbypiloten mit jedem handelsüblichen Joystick einen Airbus recht realistisch befehligen können, da der echte Bus mit seinem „Sidestick“ zumindest eine Steuerung besitzt, die einem Joystick sehr ähnlich ist. Anders bei Boeing, wo nach wie vor mit einem Yoke gesteuert wird, dessen Bedienung sich natürlich erheblich von einem Joystick unterscheidet. Insofern ist es wohl auch nur folgerichtig, dass es für Boeing Piloten schon länger spezielle Yoke Steuerungen gibt, zumal diese gut kompatibel mit einer Cessna sind.

Für die Airbus Kapitäne unter uns waren spezielle Lösungen allerdings lange Zeit absolute Fehlanzeige, von wenigen, teuren Spezialanfertigungen abgesehen. Erst Mitte vergangenen Jahres war Thrustmaster der erste Hersteller, der sich mit seinem Angebot eines dedizierten „TCA Sidestick Airbus Edition“ in einen Preisbereich begab, der für uns Hobbypiloten mehr oder weniger erschwinglich ist. Gleichzeitig hat Thrustmaster den Anwendungsbereich des einfachen Sidesticks durch ein modulares Konzept um den „TCA Quadrant Airbus Edition“ sowie die beiden Module des „TCA Quadrant Add-On Airbus Edition“ ergänzt. Der Tradition langer Produktnamen ist man dabei konsequenterweise treu geblieben.

Zudem bot Thrustmaster Sidestick und Schubhebelquadranten bereits seit einiger Zeit im praktischen Set als „Officer Pack“ an. Seit neuestem nun sind alle zum TCA Sidestick passenden Zubehörteile in einem Komplettpaket als „Captain Pack“ erhältlich und das zu einem durchaus zivilen Preis.

Erstkontakt

Das „Captain Pack“ kommt in einer überraschend kleinen und leichten Verpackung an. Das ist nicht nur umweltfreundlich und minimiert Transportkosten, es spart auch wertvollen Platz beim Aufbewahren des Originalkartons. Beim Auspacken und ersten Anfühlen der einzelnen Module bemerkt man dann allerdings auch schnell den Grund für die unvermutete Leichtigkeit: Gehäuse und Bedienelemente sind fast durchweg aus Plastik gefertigt. Gerade wenn man wie ich von einem Thrustmaster HOTAS Warthog System umsteigt, das allerdings auch mal schlapp das Doppelte des Airbus Pendants kostet, fällt die deutlich geringere Wertigkeit und Haptik schon beim Erstkontakt auf. Inwieweit sich die Verwendung von Plastik auf die Bedienung auswirkt, werden wir später klären.

Anschluss und Installation

Aufgestellt und angeschlossen sind die Module des Captain Pack im Handumdrehen. Das liegt vor allem daran, dass die beiden normalerweise als separate „Add-On“ Module verkauften Teile für Klappen und Spoiler bereits am Schubhebelquadranten montiert sind. Hier spart man sich also unter Umständen etwas fummelige Schraubarbeiten, die wohl anfallen, wenn man alle Module einzeln erwirbt.

Leider lassen sich die einzelnen Module nicht mit einer Klemme am Tisch befestigen. Zwar sind die fabrikneuen Gummifüße am Anfang rutschfest, aber mit zunehmendem Gebrauch ist wohl davon auszugehen, dass die Rutschfestigkeit nachlässt, und gegen Verkippen ist der Sidestick so auch nicht gesichert.

Am PC müssen dann nur der Sidestick und der komplett vormontierte Quadrant mit je einem USB-Kabel angeschlossen werden. Windows 10 erkennt die Hardware sofort und bindet sie ins Betriebssystem ein. Allerdings empfiehlt es sich, für Treiber- und Firmwareaktualisierungen das Thrustmaster eigene kleine Konfigurationstool herunterzuladen. Es erkennt selbständig, ob irgendwelche Aktualisierungen notwendig sind und führt diese dann auch aus.

Kalibrieren muss man das System nicht notwendigerweise, da es bereits vorkalibriert ist. Sollte eine Neukalibrierung doch einmal notwendig werden, lässt sich das recht einfach bewerkstelligen. Auf Thrustmasters Youtubekanal gibt es dazu auch ein Video, mit dem der Vorgang gut und nachvollziehbar demonstriert wird.

Positiv ist auch, dass sich der Sidestick sowohl von rechts als auch von links, quasi als Co-Pilot oder Captain, bedienen und entsprechend konfigurieren lässt. Ein kleiner Schalter am Stick stellt die jeweilige Position ein. Darüber hinaus können die Module oben rechts und links am Stick für den Autopilot Disengage Knopf und einen frei konfigurierbaren Knopf vertauscht oder auf beiden Seiten gleich bestückt werden.

Was sich im Langzeitbetrieb als Nachteil erweisen könnte, sind hingegen die offenen Schächte der Hebel am Quadranten. Hier bleibt abzuwarten, wie sich Staub, der leicht ins Innere dringen kann, auf die Funktionstüchtigkeit der Hardware auswirkt. Regelmäßiges Aussaugen ist hier sicher angeraten.

Wer sich übrigens nicht mit zweimotorigen Airbus Modellen zufrieden geben, und in der virtuellen Welt zum Beispiel den A380 wiederbeleben will, der kann das System mit einem weiteren Schubhebel Quadranten ergänzen und hat so vier Schubhebel zur Verfügung. Mehr Realismus geht kaum.

Einrichtung und erster Ausflug

Die Einbindung in die Flugsimulationssoftware ist schnell erledigt. Die allermeisten Funktionen werden von Microsoft Flight Simulator und X-Plane sofort und automatisch erkannt, nachträglich können allerdings bestimmte Funktionen immer noch geändert oder neu belegt werden. In Prepar3D ist der Prozess ähnlich einfach, verwendet man die Airbus Modelle von Flight Sim Labs, erkennt die Software Stick und Quadranten automatisch und verknüpft die Funktionen im Flieger weitgehend mit den korrekten Knöpfen und Achsen auf der Hardware. Ein wenig Nacharbeit kann notwendig werden bei Funktionen wie dem Tiller, der sich übrigens sehr gut auf die Drehachse des Sidesticks legen lässt.

Was durchaus etwas Aufwand verursachen kann, ist die Kalibrierung der Rastpositionen (Detents) der beiden Schubhebel im FSLabs Airbus. Auch wenn die Standardkonfiguration recht gut funktionierte, war zumindest in meinem Fall etwas „Nachschärfen“ notwendig, da die kleinen Hebel extrem empfindlich auf minimalste Bewegungen reagieren und die Hebel selbst nicht exakt in der Position verweilen, in die man sie gebracht hat. Dafür haben sie einfach zu viel Spiel, was vermutlich an den verwendeten Materialien liegt, die das System zwar leicht machen, dafür aber eben auch nicht sonderlich stabil. Das führt dazu, dass sich die Hebel im Flieger schon bei der geringsten Bewegung der Schubhebel am Thrustmaster Quadranten aus der jeweiligen Rastposition bewegen. Aber durch eine Anpassung (Erweiterung) der Zonen für die einzelnen Rastpositionen im FSLabs Airbus lässt sich dieses Problem schnell aus der Welt schaffen.

Nicht ganz so leicht zu lösen sind die Probleme, die sich durch die sehr kurzen Verstellwege der Schubhebel ergeben. So führen schon allerkleinste Bewegungen dazu, dass sich der Thrust im Flieger um mehrere Prozentpunkte ändert. Gerade beim Taxi lässt sich so nur schwer ein Schub von maximal 30% N1 einstellen, da diese 30% ungefähr drei Millimeter Verschubweg auf dem Quadranten entsprechen. Das ist aber kein exklusives Problem der TCA Hardware, das gilt so eigentlich für fast alle anderen Throttle Quadrants. Ein wenig Abhilfe lässt sich schaffen, indem man den Widerstand der Hebel mit Hilfe der kleinen Verstellschraube auf maximal einstellt, so lassen sich die Hebel deutlich besser positionieren. Ein längerer Verstellweg ließe sich zudem erreichen, indem man den Bereich für Umkehrschub aufgibt, da man so den kompletten Laufweg der Schubhebel für den positiven Thrust zur Verfügung hätte.

Freude beim Take Off

Gleichzeitig sind die Schubhebel und deren mechanische Rastpositionen aber einer der größten Pluspunkte der „Airbus Edition“. Denn mit keiner anderen Hardware lassen sich die Detents, die für das Fliegen im Airbus absolut kritisch sind, so zielsicher und mit haptischer Rückmeldung treffen wie mit dem Thrustmaster Quadranten. Mit anderer Hardware, die nicht über diese Rastpositionen verfügt, ist es oft reine Glückssache, die Detents für FWD IDLE, CL, FLX MCT und TOGA zu treffen, was besonders beim Start lästig ist, da die Rastposition für FLX MCT für beide Schubhebel eigentlich nur mit viel Gefühl zu treffen ist. Und gerade beim Take Off Roll hat man als angehender Airbus Pilot alle Hände und Augen voll zu tun, und will sich nicht mit fummeligen Einstellungen für den Thrust auseinandersetzen. Mit dem Thrustmaster Quadranten jedoch wird jeder Take Off zur reinen Freude. Wie im echten Flieger geht es zwei Klicks nach vorn und man hat sicher FLX MCT getroffen.

Kurz darauf stellen sich ähnliche Hochgefühle ein, wenn man leicht am Stick zieht, um den Bus in die Luft zu befehligen. Denn hier schlägt die große Stunde des Sidesticks: Geschmeidig und mit viel Gefühl lässt sich der Flieger in den Steigflug bringen. Mit keinem anderen Joystick ist es mir bis jetzt gelungen bzw. hat es soviel Laune gemacht, sich auf das Fluggefühl des Fly-by-Wire Systems des Airbus einzulassen. Entweder waren Joysticks überempfindlich oder schwammig, man hatte schlicht keine gute Rückmeldung zwischen den Bewegungen am Stick und den Reaktionen des Fliegers in der Simulation. Mit dem Airbus Edition Sidestick jedoch werden kleinste Eingaben am Stick sofort und unmittelbar in entsprechende Flugbewegungen umgewandelt und das ohne zu viel Hektik, Spiel oder Verzögerung. So ist es eine Wonne, die beste Phase des Flugs, den Steigflug auf 10 000 Fuß manuell zu fliegen und die Reaktionen des Fliegers auf kleinste Inputs am Sidestick zu genießen.

Ebenfalls positiv wirken sich die anderen Schalter am Quadranten auf den Workflow beim Take Off und Climb im simulierten Cockpit aus. Die Hebel von Klappen und Fahrwerk sind zielsicher und blind zu bedienen, so dass man den Blick weiter auf die Instrumente richten kann und nicht im virtuellen Cockpit herumklicken oder auf Tasten am Joystick drücken muss, die mit der Haptik eines Klappen- oder Fahrwerkshebels nichts gemein haben. Leider fehlt die Funktion, den Hebel für die Störklappen herausziehen zu können, um die Spoiler zu armen oder durch Hereindrücken wieder zu disarmen. Das wäre das Tüpfelchen auf dem i, aber es ist natürlich verständlich, dass die dafür notwendige Mechanik für den aufgerufenen Preis vermutlich nicht realisierbar ist. So muss wieder ein klassischer Knopf dafür herhalten, ich persönlich habe den Knopf für den Autothrust Disconnect am linken Schubhebel verwendet, den man zumindest als Co-Pilot sowieso nicht benötigt. Die Captains unter euch können entsprechend den rechten A/THR Disconnect Knopf nutzen.

Meckern auf hohem Niveau wäre auch ein Wehklagen über das Fehlen der Arretierungen der Parkbremse, der Engine Master Switches und der Klappenhebel, die man im echten Airbus erst einmal herausziehen, bzw. eine kleine Manschette unter dem Kopf des Klappenhebels hochziehen muss bevor man sie bewegen kann. Dieser Sicherungsmechanismus ist im echten Bus notwendig, weil man in diesen Bereichen des Pedestals schon gern mal mit den Händen versehentlich Hebel verstellt, was fatale Folgen haben kann. Im heimischen Simulator sind solche Sicherungen allerdings verzichtbar, auch wenn es definitiv ein „nice to have“ wäre. Vielleicht gibt es ja irgendwann einmal eine „Platinum Edition“ des Captain Packs mit diesen mechanischen Schmankerln.

Sichere Landung

Was für den Take Off galt, gilt für die Landung entsprechend. Zielsicher lässt sich der Airbus mit dem feinfühligen Sidestick auf dem ILS Gleitpfad Richtung Aufsetzpunkt treiben. Auch der Flare kurz vorm Touchdown gelingt erstaunlich sicher und mit viel Gefühl. Das Aktivieren des Umkehrschubs ist dank der Hebel zum Freigeben des „reverse thrust“ auch keine Hexerei, allerdings ist wiederum aufgrund des geringen Laufwegs der Schubhebel ein feinfühliges Justieren nur schwer möglich; auch „reverse idle“ ist nur schwer darstellbar.

Beim „Aufräumen“ des Fliegers beim Abrollen von der Bahn kommen dann die tastsicheren Hebel auf dem Quadranten für Spoiler und Flaps wieder sehr gelegen, kann man so doch schnell und ohne beim Abrollen den Blick von der Bahn zu lenken, Speedbrakes und Klappen wieder einfahren. Wenn jetzt noch jemand im virtuellen Cockpit wäre, der Lichter und Transponder aus- bzw. umschaltet, wäre der Workflow perfekt.

Am Gate angekommen, ist dann Zeit für ein Fazit. Mit dem „Thrustmaster TCA Captain Pack Airbus Edition“ gibt es endlich ein Rundum-Sorglos-Paket für ambitionierte Airbus Piloten, die nicht mehr nur auf Schaltern und Knöpfen im virtuellen Cockpit herumklicken, sondern so nah wie möglich am Original Flugsimulation betreiben wollen. Das „Captain Pack“ bietet dabei alle Module, die derzeit von Thrustmaster zur Verfügung stehen: Sidestick, Schubhebel Quadrant und Add-On Quadranten. Die Verarbeitung bewegt sich auf sehr hohem Niveau. Auch wenn die Hardware zum größten Teil aus Plastik gefertigt ist, macht das Paket einen sehr wertigen Eindruck und ist dem vergleichsweise moderaten Preis in jedem Fall angemessen. Ein Highlight ist der neue Sidestick, der dem Original im A320neo nachempfunden ist. Er lässt sich extrem präzise, leichtgängig und mit guter Rückmeldung bedienen, was dem manuellen Flug im Simulator sehr zu Gute kommt und richtig Laune macht. Das Vorhandensein der wichtigsten Knöpfe und Hebel für eine nahezu blinde Bedienung der grundlegenden Funktionen des Airbus erhöhen den Realitätsgrad der Simulation enorm. Zudem erleichtern sie die Bedienung des Fliegers vor allem in Phasen höheren Workloads wie beim Take Off oder nach der Landung. Zu dem von Thrustmaster aufgerufenen Preis bekommt der ambitionierte Flugsimulant, der sich auf das Fliegen von Airbus Modellen konzentriert, zur Zeit kein besseres Angebot. Das Captain Pack verdient somit eine absolute Kaufempfehlung.

Das „Thrustmaster TCA Captain Pack Airbus Edition“ Paket ist bei Aerosoft für 249,99 Euro zuzüglich Versandkosten erhältlich.

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