Wie wir in unserem ausführlichen Testbericht zum eben erschienenen X-Plane 11 (Teil 1 und Teil 2) festgestellt haben, ist der neue Simulator optisch eine Wucht. Allerdings trifft das nur bedingt auf das Wetter oder jegliche andere Form der Wasserdarstellung zu. Ein gefundenes Fressen also für Entwickler und Anbieter von Zusatzsoftware. Das Prinzip kennen wir schon von Flightsimulator X (FSX) und Prepar3D (P3D). Der Simulator bietet in seiner Grundausstattung zwar eine mehr oder wenige funktionsfähige Basis, aber wie beim Autokauf, lassen sich die High-End-Simulationen nach dem Baukastenprinzip beliebig mit Add-Ons hochrüsten. Die Marktlücke für schöneres Wetter haben in der X-Plane Welt im Wesentlichen zwei Produkte unter sich aufgeteilt: xEnviro und Sky Maxx Pro. In einem ersten Test schauen wir uns xEnviro an. Auf Seiten von FSX bzw. P3D heißt das Pendant übrigens Active Sky 16 (AS16) von HiFi Technologies, das wir ebenfalls schon einem ausgiebigen Test unterzogen haben. Beide Programme spielen auch ungefähr in derselben Preisliga: Immerhin knapp 70 Euro sind jeweils fällig, will man seinen Simulator mit besserem Wetter pimpen. Die Installation gestaltet sich dabei denkbar einfach. Nach dem erfolgreichen Download hat man ein Installationsprogramm auf der Platte, dem man nur noch sagen muss, wo sich das eigene X-Plane Verzeichnis befindet. Den Rest erledigt der Installer. Startet man nun X-Plane befindet sich der Menüeintrag für xEnviro – wie bei X-Plane üblich – im Plugins Menü. Nachdem das Programm aktiviert wurde, befinden sich hier – sehr aufgeräumt – vier Einträge: Ein An- und Ausschalter, ein Menüpunkt für die Einstellungsseite, ein Eintrag „CAVOK“ für klares Wetter und „About xEnviro“. Übersichtlicher geht’s kaum.
Übersichtlich und einfach zu bedienen: Das Einstellungsmenü von xEnviro
Unter „Settings“ verbergen sich alle Auswahloptionen für das persönliche Wettermenü. Und davon gibt es eine ganze Menge. Positiv ist die Übersichtlichkeit zu bewerten. Im Gegensatz zu AS16 sind nämlich alle Einstellungen auf einer Seite zusammengefasst. Bei Active Sky muss man sich dazu durch eine schier endlose Liste scrollen und jeden einzelnen Eintrag anklicken, um die aktuellen Einstellungen zu sehen. xEnviro beeinflusst im Wesentlichen die Darstellung von Wolken, jede Form von Niederschlag, Himmelstexturen, Sound und Licht:
  • Windrichtung und -geschwindigkeit
  • Turbulenzen und Scherwinde
  • Temperatur, Vereisung, Gewitter
  • Niederschlag in allen seinen Variationen mit 3D Regentropfen auf der Cockpitscheibe
  • Vertikale Wolkenstaffelung, in sich bewegende Wolken
  • Volumetrische Lichteffekte (z.B. Landelichter im Nebel oder Niederschlag)
  • Lichtreflektionen größerer Städte in den Wolken
  • Detaillierte Wolkenschatten
  • Realistische Simulation der Bremswirkung je nach Zustand der Landebahn
  • Automatisch aktualisiertes, reales Wetter
Nicht alle Effekte können im Einstellungsmenü angepasst werden. Zum Beispiel gibt es keine Möglichkeit, die Himmelstexturen zu ändern. Alle wesentlichen, und vor allem für die Performance relevanten Optionen kann der ambitionierte Simulations-Wettergott allerdings verändern. Knöpfe mit vordefinierten Einstellungen machen dabei die Arbeit sehr leicht. So kann man sich bei den allgemeinen Wetteroptionen mit einem Knopfdruck entweder für maximalen Realismus oder einen möglichst ruhigen Flug entscheiden. Feineinstellungen sind danach aber jederzeit möglich. Ein wenig intransparent ist im Übrigen, wie und woher xEnviro seine Wetterdaten bezieht bzw. wie diese aktuell aussehen. Eine Möglichkeit, die aktuelle METAR abzurufen oder anderweitig auf die Rohdaten des vorherrschenden Wetters zuzugreifen, fehlt leider. Und wie sieht xEnviro nun im Simulator aus, gerade auch im Vergleich zu seinem Pendant in P3D bzw. FSX, Active Sky 16? Dazu erst einmal drei Vergleichsbilder jeweils in X-Plane 11 mit und ohne xEnviro sowie Prepar3D v3.4 mit Active Sky 16 und ASCA. Die Screenshots wurden zur selben Zeit unter den selben Wetterbedingungen aufgenommen. Die METAR zu diesem Zeitpunkt: EDDC 210750Z 27009KT 230V300 9999 BKN044 06/M02 Q1028 NOSIG Wie man sieht, ist die Frage, was sieht besser aus, nicht ganz leicht zu beantworten, da die Antwort in höchstem Maße vom eigenen Geschmack abhängen wird. Offensichtlich sind sich auch sämtliche Wetter Add-Ons nicht wirklich einig, wie ein und das selbe Wetter in einem Flugsimulator auszusehen hat. Die Unterschiede sind gravierend. Der Blick aus dem Fenster zeigt, dass keine der drei Varianten das gerade vorherrschende, reale Wetter korrekt darstellt. Rein nach der METAR zu urteilen (BKN044 – durchbrochene Wolkendecke (5/8 bis 7/8) bei 4400 Fuß) liefert xEnviro noch das realistischste Ergebnis ab, wobei auch hier sicher ein paar Wolken fehlen. Ohne xEnviro ist der Himmel über Dresden am oberen Ende von „BKN“ (vielleicht 7/8) fast bedeckt und AS16 ist der Effekthascher unter allen Mitbewerbern mit Wolkentürmen, die weder die METAR noch die Realität hergeben, aber zumindest einem Bedeckungsgrad, der tatsächlich mehr oder weniger der Realität entspricht. Beeindruckend sieht es zugegebenermaßen allemal aus. Was sich mit Sicherheit sagen lässt, ist, dass xEnviro das Standardwetter von X-Plane ordentlich aufpeppt. Gerade die Darstellung jeglicher Art von Niederschlag ist um ein Vielfaches besser als in der Grundausstattung von X-Plane. Auch die Geräuschkulisse eines ausgiebigen Landregens ist absolut überzeugend und realistisch umgesetzt. Der Sound ändert sich sogar je nach Untergrund und Entfernung vom Boden. Die Windeffekte wirken bei einer Einstellung von 100% leicht übertrieben. Selbst eine schwere Boeing 757 lässt sich dann bei Seitenwind im Landeanflug nur noch mühsam beherrschen, wie ich unlängst während eine Livestreams feststellen musste (Link siehe unten). Aber mit etwas moderateren Einstellungen fühlt sich der Simulatorpilot wieder Herr der Lage.
Im Vergleich zu AS16 wirkt das Wetter allerdings weit weniger dramatisch. Man könnte sich sogar dazu hinreißen lassen zu behaupten, Active Sky sähe schöner aus, wohingegen xEnviro etwas fad wirkt. Aber jeder, der einigermaßen bewusst gen Himmel schaut, wird schnell feststellen, dass das reale Wetter der Anmutung von xEnviro näherkommt als AS16. Das mag zwar etwas eintöniger erscheinen, ist aber durchaus realistisch. Dieser Vergleich ist jedoch sowieso eher philosophischer Natur, da es xEnviro eben nur für X-Plane und AS16 nur für FSX/P3D gibt. Und beide Simulatorplattformen haben nun einmal ihre ganz eigene Anmutung – mit oder ohne Zusatzwetter. Festzuhalten bleibt, dass X-Plane-Piloten nicht um xEnviro oder ein ähnliches Wetter Add-On herumkommen. Die knapp 70 Euro, die dafür aufgerufen werden, sind zwar kein Pappenstiel, bringen das Simulatorwetter aber gehörig auf Vordermann, so dass es nicht nur sehr realistisch aussieht, sondern sich auch realistisch fliegt – vorausgesetzt man investiert etwas Zeit in die entsprechenden Feineinstellungen. Erhältlich ist xEnviro bei x-plane.org für 69,90 US-Dollar.

2 Replies to “Im Test: xEnviro – Schönere Wolken für X-Plane”

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