Je näher die Flugsimulatorgemeinde dem Veröffentlichungstermin des Microsoft Flight Simulators (MSFS) rückte, umso ruhiger wurde es um Neuvorstellungen neuer Add-On Airports für den Konkurrenzsimulator Prepar3D (P3D). So tröpfelten über das vergangene Jahr neue P3D Szenerien eher spärlich über den virtuellen Ladentisch der Publisher. Das ergibt auch durchaus Sinn, haben sich die meisten Entwickler doch auf das Programmieren neuer Add-Ons für den Microsoft Flight Simulator konzentriert.

Doch seit ein paar Monaten, kaum, dass der neue Simulator langsam seinen Kinderschuhen entwächst, preschen die meisten Entwicklern mit einer Vielzahl neuer Szenerien auf den MSFS Markt. Darunter viele alte Bekannte. Das kennen wir bereits aus der Vergangenheit. So waren es vor allem Szenerien, die es bereits für Prepar3D gab, die als erste den Weg ins X-Plane 11 (XP11) Universum fanden, als dieser Simulator neu vorgestellt wurde. Und genauso verhält es sich nun mit dem nietennagelneuen MS Flight Simulator. Auch hier ist verständlicherweise der Aufwand, eine bereits für P3D oder XP11 vorhandene Szenerie auf den neuen Simulator zu portieren, deutlich geringer, als bei Null anzufangen. Und so verwundert es kaum, dass in sehr kurzer Zeit enorm viele Szenerien für MSFS erschienen sind. Das ist gut für uns Kunden, können wir so doch den Standardsimulator in kürzester Zeit mit detaillierteren Versionen unserer Lieblingsdestinationen aufpeppen, auch wenn der MSFS Standard zugegebenermaßen schon deutlich besser aussieht, als es P3D und XP11 im Auslieferungszustand je taten. Aber Geschwindigkeit ist nicht alles. Leidet die Qualität unter der schnellen Abfolge der Neuerscheinungen oder nutzen die neuen Szenerien tatsächlich alle Möglichkeiten des Microsoft Software Development Kits (SDK) und der damit verbundenen neuen Technologien aus? Dieser Frage werden wir zumindest in den ersten Testberichten der neuen Add-Ons nachgehen, gibt es doch zu den meisten wie erwähnt ein Pendant aus der P3D oder XP11 Welt.

Den Auftakt im Reviewreigen macht der neue Airport Köln/Bonn von Aerosoft. Dieser Flughafen aus der Feder Jo Erlend Sunds gehört schon in P3D und XP11 zu den aufwändigsten und detailliertesten Szenerien, die es für beide Simulatoren gibt. Die Erwartungshaltung ist also hoch was die Version für MSFS betrifft.

Jeder, der schon im neuen Flight Simulator unterwegs gewesen ist, wird sich an das Gefühl erinnern, das erste Mal im Sim, vermutlich auf seinem Heimatflughafen, gestanden zu haben. Die Grafikpracht des neuen Simulators ist schlicht atemberaubend. Davon profitieren natürlich auch sofort sämtliche Add-On Entwickler ohne auch nur eine Programmzeile geschrieben zu haben. Und so fällt es dann für den Betrachter auch schwer, auseinanderzuhalten, welchen Anteil der Entwickler der Szenerie an all der grafischen Opulenz hat, und was der Szenerie schon frei Haus in die Wiege gelegt wurde. Fakt ist jedenfalls, dass der neue Köln/Bonn Airport aus jeder Perspektive einfach umwerfend aussieht. Man möchte fast sagen, echt. Gerade auf Screenshots erschließt sich oft erst auf den zweiten und dritten Blick, dass es sich nicht um ein Echtbild, sondern eine Aufnahme aus dem Sim handelt.

Das gilt ganz besonders, falls man einen HDR10 fähigen Monitor besitzt. Im Gegensatz zu P3D und XP11 unterstützt der neue Microsoft Simulator nämlich das hochdynamische Anzeigeformat nativ. Leider geben die Screenshots in diesem Artikel den tatsächlichen Dynamikumfang, wie er sich im Sim darstellt, systembedingt nicht wider. Der Unterschied zu SDR ist jedoch dramatisch. Die Farb- und Helligkeitsabstufungen zwischen schwärzestem Schwarz und weißestem Weiß sind fein nuanciert und geben dem Sim eine wahrhaftig authentische Wirkung. Auch wenn HDR10 fähige Monitore nach wie vor eher im Hochpreissegment angesiedelt sind – mit dem MSFS gibt es nun einen wirklichen Anlass, dafür das Weihnachtsbudget noch etwas mehr zu strapazieren.

Unabhängig von HDR glänzt der Airport jedoch mit durchgängig hochauflösenden Texturen, was vermutlich dem effizienteren Speichermanagement des MSFS zu verdanken ist, so dass verschwenderischer mit HD Texturen umgegangen werden kann. Beschriftungen an Boden, Gebäuden, Jetways sind jedenfalls gestochen scharf und über jeden Zweifel erhaben. In der P3D Variante sieht alles etwas weichgezeichneter und unschärfer aus.

Auch was die schiere Zahl der herumstehenden und -liegenden Gegenstände auf dem Flughafenvorfeld, die dem Airport Authentizität und Lebendigkeit verleihen, angeht, sticht die MSFS Variante sein P3D Pendant aus. Abstriche muss man jedoch bei einigen Animationen machen. Zwar bewegen sich auch in MSFS Bodenfahrzeuge über den Apron, aber die Betriebsamkeit der kleinen Gepäcktransporter, die in P3D den Flughafen bevölkern, fehlt in MSFS. Damit fehlt auch das nett anzuschauende Feature der P3D Variante, dass die Gepäckwagen durch die sich von selbst öffnenden Schiebetüren ins Terminal hinein und auch wieder herausfahren.

Es gibt im Unterschied zu P3D auch keine Möglichkeit, das Add-On zu konfigurieren und der Leistungsfähigkeit seines PCs anzupassen. Hier ist man auf die globalen Einstellungen des MS Flight Simulators selbst angewiesen. Das sehr detaillierte Konfigurationstool, das wir aus P3D kennen, fehlt in der MSFS Variante komplett. Aerosoft lässt dazu verlauten, dass es momentan keine Möglichkeit gibt, ein solches Tool in MSFS zu integrieren, dass man aber davon ausgeht, dass dies in Zukunft möglich sein wird. Das gleiche gilt für eben jene animierten Gepäcktransporter und ähnliche Features, die wir aus der P3D Welt kennen, die eine Anpassung bzw. Weiterentwicklung des Simulators erfordern.

Das Innere der Terminals hingegen ist ebenso wie in der P3D Variante modelliert und auch verhältnismäßig gut aufgelöst. Da man in der Regel sicher auch nur von außen durchs Glas schaut und nicht auf Tuchfühlung mit den virtuellen Passagieren geht, ist die etwas niedrigere Auflösung auch vollkommen akzeptabel.

Neben den beiden Hauptterminals ist ebenso wie in der P3D Variante auch das für Köln so bedeutsame Frachtterminal hervorragend gestaltet. Auch hier beleben herumliegende Frachtcontainer und anderes Material das Vorfeld.

Auch die Rückseite des Flughafens kann entzücken: Sowohl die Pkw Vorfahrt als auch die umgebenden Parkplätze und Zubringerstraßen sind liebevoll ausmodelliert. Es gibt auch keine unangenehmen Brüche im Terrain wie oft in P3D zu beobachten. Auch Tunnel sind hervorragend modelliert und zeigen keine Artefakte durch unterschiedliche Terrainhöhen.

In P3D war die Einbettung in die umgebende Landschaft immer eine große Herausforderung. Zwar hatte auch Köln/Bonn für eben jenen Simulator diese Hürde genommen und den Flughafen ohne optische Brüche in die Landschaft gepflanzt. Im MS Flight Simulator kann man nun nicht mehr auseinanderhalten, wo die Szenerie endet und der Standardsimulator anfängt. Besser geht es vermutlich nicht.

Mit Airport Köln/Bonn hat Aerosoft einen würdigen Einstieg in die schöne neue Microsoft Flight Simulator Welt geschafft. Der Flughafen, der schon in der Prepar3D und X-Plane Variante überzeugen konnte, läuft im neuen Hochglanzsimulator von Microsoft zur Bestform auf. Das liegt natürlich vor allem an den neuen grafischen Möglichkeiten, die das Add-On weidlich ausnutzt. Potenzial hat die Szenerie bei Animationen vor allem des Bodenverkehrs. Hier besteht allerdings die Hoffnung, dass mit künftigen Aktualisierungen des MSFS auch diese Features in das neue Add-On eingebunden werden und der Szenerie damit noch mehr Authentizität verleihen.

Aerosoft Köln/Bonn für Microsoft Flight Simulator ist im Downloadshop von Aerosoft für 17,49 Euro erhältlich.

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