Lange mussten wir auf eine Umsetzung des Flughafens der Hansestadt im hohen Norden Deutschlands für Prepar3D v4 (P3Dv4) warten. In der guten, alten FSX 32-Bit Welt gehörte Bremen noch zur „German Airports 3“ (GAP) Reihe, die zumindest anno dazumal noch auf dem Stand der Technik war und durchaus mit Innovationen aufwarten konnte. Aber mit dem Einzug der 64-Bit Technik in P3Dv4 waren Bremen und viele andere kleinere GAP Airports über Nacht hoffnungslos veraltet und schlicht inkompatibel.

Die gute Abdeckung und schiere Menge deutscher Flughäfen innerhalb der GAP Reihe war damals ein Segen, mit dem Wechsel zu 64-Bit jedoch entwickelte sich dieser Umstand zu einem Fluch. Denn das GAP Team allein wäre nie und nimmer in der Lage gewesen, sämtliche Flughäfen der Add-On Reihe innerhalb akzeptabler Zeiträume 64-Bit kompatibel zu machen.

Die gute Nachricht ist allerdings, dass diese offensichtliche Lücke einer Reihe anderer Entwickler die Möglichkeit eröffnete, mit eigenen, neuen Produkten den Staub von den alten GAP Airports zu wischen und nicht nur 64-Bit Kompatibilität herzustellen, sondern wichtigen deutschen Flughäfen einen komplett neuen, zeitgemäßen Anstrich zu verpassen.

So gut sah Bremen noch nie aus – im Simulator zumindest. Dank 64-Bit Technik nun mit allen Schmackes, die der neue Simulator zu bieten hat.

Die nagelneue Umsetzung des Bremer Regionalflughafens durch FSDG (FlightSim Development Group) ist solch ein Paradebeispiel. Neben der eigentlichen Kompatibilität mit P3Dv4 haben die Kieler jede Menge neue Funktionen implementiert, die so zuvor auf noch keinem anderen Flughafen Add-On zu finden waren.

Voraussetzung, dass die ganze Technikpracht auch funktioniert, ist allerdings, dass man sich zumindest einmal das beiliegende Handbuch durchliest, gerade was die SODE Funktionalitäten des Add-Ons angeht.

Wer schon andere FSDG Airports besitzt, kennt sicher schon das hauseigene Config Tool, das bei der Installation in das Verzeichnis \FSDG kopiert wird (hier liegen übrigens auch die Handbücher). Hier können nicht nur die Jahreszeiten eingestellt werden, sondern auch alle anderen (neuen) Funktionen aktiviert werden, die Bremen, und vermutlich in Zukunft auch andere FSDG Airports bieten werden.

Eine der neuen Funktionen, die Bremen bietet, ist „SODE-Link“, mit Hilfe desssen unter anderem die Tore zum Parkplatz der Allgemeinen Luftfahrt und zum Airbus Gelände geöffnet werden können. Um das neue Feature nutzen zu können, muss ein kleines Zusatzprogramm von der FSDG Webseite heruntergeladen werden (Link im Handbuch…) und SODE (Sim Object Display Engine) selbst muss natürlich auch installiert sein. Ist „SODE-Link“ installiert, sollte man „Static Gates“ (und „Jetways“) im Config Tool deaktivieren und auf dem Reiter „SODE“ die Haken bei jenen Airports setzen, auf denen man gedenkt, SODE zu nutzen (siehe Bild unten). Deaktiviert man die Jetways nicht, hat man zwei Fluggastbrücken im Simulator (worauf sich die Frage auf Facebook im Übrigen bezog).

Hat man all das getan, können im Simulator mit Hilfe des bekannten SODE Menüs nicht nur die Jetways bewegt werden, sondern eben auch die bereits erwähnten Tore.

Sesam öffne dich: Mit SODE-Link lassen sich die Tore zum GA Parkplatz…
…und zum Airbus Gelände wie von Geisterhand öffnen und schließen.

Bremen ist zwar ein wichtiger Regionalflughafen, aber besonders interessant machen ihn noch zwei andere Eigenheiten: zum einen hat hier die Lufthansa Fliegerschule (Lufthansa Aviation Training) ihren Sitz, zum anderen ist mit Atlas Air einer der größten Technikexperten für Business Jets am Standort Bremen vertreten.

Die Fliegerschule ist sowohl mit ihrem Schulgebäude als auch dem Hangar für die fünf schuleigenen Citation Jets modelliert:

Eingangsseite der Fliegerschule (Lufthansa Aviation Training).
Auch die gute alte Cheyenne, die bis 2009 noch als Schulungsflugzeug im Einsatz war, hat in der Simulation ihren angestammten Platz vor bzw. hinter dem Schulgebäude bekommen.
Hangar der Fliegerschule und Cessna Citation CJ1+ für die Pilotenausbildung.
Natürlich haben einige Airlines, die Piloten an der LAT Schule ausbilden, ihre eigenen Jets mit eigener Bemalung.

Atlas Air liegt auf der anderen (westlichen) Seite des Airports und verfügt hier über eigene Hangars und Wartungshallen, die ebenfalls detailgetreu in der Szenerie umgesetzt sind. Einem realitätsnahen Ausflug nach Bremen im Businessjet steht also nichts im Wege.

Das eigentliche Highlight des Airports ist aber natürlich das langgestreckte, leicht gewölbte Hauptterminal, das mit einer außergewöhnlichen Detailverliebtheit glänzt. Nicht nur sind die Texturen am und um das Terminal herum sehr hoch aufgelöst, auch der Innenraum des langgestreckten Gebäudes ist modelliert und durch die großzügigen, transparenten Glasflächen auch vom Cockpit aus gut zu sehen.

Auch wenn Ryanair Bremen seit November 2018 nicht mehr als Basis nutzt, ist das Terminal 2 (bis Ende 2018 „Terminal E“) immer noch exklusiv für die Abfertigung von Ryanairflügen zuständig. Auch dieses Terminal, das vor dem Umbau für Ryanair ein Frachtterminal war, besticht durch einen sehr hohen Detailgrad:

Auch wenn man hinter die Kulissen des eigentlichen Flughafens schaut, offenbart sich eine Detailverliebtheit, wie man sie in nur wenigen Szenerien findet. So sind die PKW-Vorfahrt, Parkhäuser, die Straßenbahnlinie und einschlägige Schnellrestaurants ebenso detailliert gestaltet wie die fliegerische Seite des Airports.

Neben dem Hauptterminal ist das Cargoterminal ebenfalls im Westen des Flughafengeländes einen Abstecher wert:

Ebenso verdient die Einbindung beweglicher Bodenfahrzeuge in die Szenerie ein Lob. Dass all die Grafikpracht und die reichlich vorhandenen Gimmicks nicht ungebührlich auf die Performance schlagen, ist ebenfalls nicht selbstverständlich und eine Erwähnung wert, auch wenn der Airport ingesamt sicher zu den anspruchsvolleren Add-Ons zählt. Über das Konfigurationstool lässt sich die Szenerie aber gut an die Leistungsfähigkeit des eigenen PCs anpassen.

Auch nachts macht der Airport eine ausgesprochen gute Figur dank einer hervorragenden Implementierung der neuen P3D v4 Lichttechnik „Dynamic Light“:

Die Einbettung des Flughafens in die umgebende (FTX Germany North) Landschaft ist gut. Allerdings sind sich in den Wintermonaten FTX und der Bremer Flughafen nicht immer einig, ob nun Schnee liegen sollte oder nicht. So ist das Flughafengelände Ende Februar in Schnee gepudert, die Landschaft drumherum allerdings schon mehr oder weniger grün. Will man, dass sich FTX Germany North und das Add-On zumindest in den überlappenden Monaten einig sind, ob nun Winter herrschen soll oder nicht, muss man die Globalen Einstellungen im Bremer Config Tool auf März und die Jahreszeit für Bremen auf „Frühling, Sommer und Herbst“ stellen. Bei den diesjährigen Wetterkapriolen kann man es dem Simulator allerdings kaum übel nehmen, dass er nicht so recht weiß, ob nun Winter oder Frühling ist.

Update (25.2.2019): Mit Version 1.1 ist dieses Problem behoben. Im Konfigurationsprogramm gibt es für FTX Nutzer eine neue Option, mit der sich der Schnee im Winter abschalten lässt, so dass sich die Airport Szenerie zumindest manuell an die FTX Jahreszeiten anpassen lässt, wenn die Automatik schon keine Einigkeit herstellen kann.

Fazit

Mit dem neuen Add-On „Bremen Airport“ für P3D v4 ist FSDG ein großer Wurf gelungen. Nicht nur füllt er eine Lücke, die wie bei so vielen anderen Add-On Airports im neuen 64-Bit Simulator Prepar3D v4 klaffte, er bringt uns eine sehr detaillierte Szenerie, die mit hochauflösenden Texturen, liebevoll ausgestalteten Innenräumen mit transparenten Glasflächen sowie bewegtem und reichlich vorhandenem Bodenverkehr glänzt, und darüber hinaus mit „SODE-Link“ eine Innovation bietet, die den Regionalflughafen noch authentischer und lebendiger gestaltet. Daneben sind mit SODE Jetways und jeder Menge Einstellmöglichkeiten im Konfigurationstool alle Annehmlichkeiten geboten, die sich der ambitionierte Hobbypilot nur wünschen kann. So ist Bremen im Flugsimulator endlich wieder eine Reise wert.

„Bremen Airport“ ist im FSDG Online Shop zum Download für Prepar3D v4 für 24,99 Euro erhältlich.

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