Für die deutsche Flugsimulatorgemeinde ist Köln-Bonn sicher einer der wichtigsten Airports. Mit der Prepar3D (P3D) Variante des norwegischen Entwicklers Jo Erlend Sund stellte Aerosoft bereits Anfang des Jahres eine überzeugende Szenerie für Lockheed-Martins 64-Bit Simulator vor. Für X-Plane 11 auf der anderen Seite gab es bereits eine sehr gute Freeware Szenerie, die bis dato sicher den meisten X-Plane Fans beste Dienste geleistet hat. Auch wenn also der Druck, eine neue Szenerie vorzustellen, auf der X-Plane Seite nicht ganz so groß war, wie zuvor bei P3D, ist es doch nur folgerichtig, dass Aerosoft gemeinsam mit Jo Erlend Sund nun auch die X-Plane Version seiner hervorragenden Köln-Bonn Szenerie auf den Markt bringt.
Da sich die X-Plane 11 Variante der Szenerie im Großen und Ganzen der gleichen 3D-Modelle bedient, die auch schon in der P3D Version Verwendung finden, werde ich in diesem Test nur auf die plattformbedingten Unterschiede eingehen. Um euch einen Eindruck der optischen Opulenz zu verschaffen, verweise ich hier gern auf meinen Testbericht zur P3D Variante.
Die Installation der Szenerie erfolgt X-Plane typisch durch schlichtes Kopieren der heruntergeladenen Szeneriedateien in den X-Plane 11 Hauptordner. Es empfiehlt sich hierbei durchaus, das (sehr ausführliche) Handbuch zu Rate zu ziehen. Denn Köln-Bonn XP wartet mit einigen Schmankerln auf, die bei X-Plane Szenerien nicht unbedingt Standard sind. Dazu zählen saisonale Texturen, die mit TerraMaxx kompatibel sind sowie der Szeneriemanager SAM, der ähnlich wie SODE in der P3D Welt die Jetways bewegt sowie die Einparkhilfe VGDS (Virtual Guidance Docking System) steuert, aber auch Passagiertreppen an das Flugzeug heranfahren kann. Will man die jahreszeitenabhängigen Texturen nutzen, benötigt man zusätzlich zu den eigentlichen Szeneriedateien weitere 4GB an Daten, die ebenfalls im Aerosoft Kundenkonto heruntergeladen werden können.
Hat man alle Dateien an den richtigen Ort geschaufelt, sollte man das mitgelieferte Konfigurationstool aufrufen, um die Einstellungen an sein eigenes System anzupassen. Gerade was die Performance angeht, ein nicht ganz unwichtiges Unterfangen. Wohl wissend, dass die Grafikpracht seiner Szenerie selbst top ausgestattete Rechner schnell in die Knie zwingen kann, hat Entwickler Jo Erlend Sund mit dem Update 1.1 der Köln-Bonn Szenerie hier auch noch einmal nachgearbeitet, um besonders leistungshungrige Features wie z.B. die Passagierdichte, noch feiner einstellen zu können. Wichtig hierbei: Im Aerosoft Forum gibt es einen Hotfix für das Config Tool, das einen Fehler behebt, der auf einigen Systemen dazu führt, dass die Einstellungen nicht gespeichert werden können.
Die Einstellmöglichkeiten der X-Plane Version fallen im Vergleich zur P3D Variante insgesamt etwas sparsamer aus. Das liegt im Wesentlichen an den technischen Unterschieden zwischen der P3D und X-Plane Simulatorplattform. Einige Einstellungen, wie z.B. „Ramp Equipment Density“ oder „Level of Detail“ würde man sich jedoch auch in der X-Plane Variante wünschen, um die Performance noch besser an das eigene System anpassen zu können. So bleibt als beste Schraube für die Ablaufgeschwindigkeit der Simulation die Einstellung „Passengers Density“. Auf Systemen, die nicht gerade mit der neuesten CPU oder Grafikkartengeneration gesegnet sind, sollte man die Animationen der Passagiere im Terminal vermutlich gänzlich deaktivieren (Einstellung „Low“).
Wer auf ein leistungsfähiges System zurückgreifen kann, wird sich dagegen an der schieren Grafikpracht der Szenerie nicht sattsehen können. Der Airport strotzt nur so vor leistungshungrigen Animationen, auf dem Vorfeld wuseln jede Menge Fahrzeuge herum, animierte Passagiere boarden selbst die statischen Low-Cost Flieger über Passagiertreppen, im Terminal laufen hinter den transparenten Scheiben jede Menge Fluggäste herum.
Abgerundet wird der überaus positive Gesamteindruck durch gestochen scharfe und hoch aufgelöste Texturen auf dem Boden und an Terminalgebäuden, an vielen Stellen auf dem Vorfeld liegt typisches Abfertigungsmaterial herum, kleine Schlepper, achtlos liegen gelassene Chocks, selbst kleine Baustellen finden sich. All das zusammen verleiht der Szenerie eine Lebendigkeit und Authentizität wie sie in nur ganz wenigen anderen Simulatorumsetzungen zu finden sind.
Ebenfalls ganz großes Kino sind die statischen Flieger der Szenerie. Diese stehen nicht einfach einsam und verlassen auf dem Vorfeld herum, sondern lassen – typisch für Billigflieger – ihre Fluggäste über die Passagiertreppen einsteigen.
Ansonsten gilt für die X-Plane Variante der Köln-Bonn Szenerie das gleiche wie für sein P3D Pendant: Selbst weiter entfernt liegende Gebäude, wie das für den Flughafen extrem wichtige Cargoterminal, sind sehr detailliert modelliert und glänzen mit genau dem gleichen Finish wie für die eher im Sichtbereich liegenden Passagierterminals.
Auch bettet sich die Szenerie ganz hervorragend in die umgebende Landschaft ein. Dabei beißen sich die Texturen auch nicht mit evtl. vorhandenen OrthoXP Kacheln.
Mit „Köln-Bonn XP“ haben Publisher Aerosoft und Entwickler Jo Erlend Sund mal wieder gezeigt, wie hoch die Messlatte liegen kann bei modernen Airportszenerien. Und zwar auf beiden wichtigen Flugsimulatorplattformen P3D und X-Plane. Eindrucksvoll ist, wie sich hier Synergieeffekte nutzen lassen, so dass Anhänger beider alternativer Flugsimulatoren auf ihre Kosten kommen. Die X-Plane 11 Umsetzung steht dabei in ihrer Grafikpracht und Animationstiefe in nichts dem P3D Pendant nach. Diese Szenerie gehört mithin momentan zu den besten, die man für X-Plane 11 bekommen kann. Wünschenswert wären lediglich noch feinere Einstellmöglichkeiten im Konfigurationstool, so dass die Performance noch besser an schwächere PC angepasst werden kann.
„Airport Köln-Bonn XP“ ist im Aerosoft Shop für X-Plane 11 für 27,95 Euro zum Download erhältlich.